Am 17. Juni 2025 fand im Tech Gate Vienna das ÖWAV-Seminar „Blau-grüne Infrastruktur – Multifunktionale Lösungen für urbane Ökosysteme“ statt. Die Veranstaltung brachte Expert:innen aus Wasserwirtschaft, Raumplanung, Landschaftsarchitektur und Verwaltung zusammen, um über die Potenziale, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren dieser zukunftsweisenden Infrastrukturform zu diskutieren.
Warum blau-grüne Infrastruktur?
Die zunehmenden Hitzetage, Dürreperioden und Starkregenereignisse stellen Städte und Gemeinden vor enorme Herausforderungen. Blau-grüne Infrastruktur (BGI) kombiniert natürliche Wasserelemente wie Teiche, Bäche und Regenwassermanagementsysteme („blau“) mit Vegetation wie Parks, Bäumen, begrünten Dächern und Fassaden („grün“). Diese Kombination verbessert das Mikroklima, reduziert Hitzeinseln, fördert die Biodiversität und entlastet die Kanalisation. Wichtig hierbei ist auch Vorauszuplanen: Die Verdunstungskapazität einer 80-jährigen Linde beträgt das zehnfache im Gegensatz zu einer 20-jährigen.
Herausforderungen in Planung und Umsetzung
Die Umsetzung von BGI ist komplex und interdisziplinär. Zu den zentralen Herausforderungen zählen:
- Kommunikation & Bewusstsein: Unterschiedliche Begriffe und fehlendes gemeinsames Verständnis erschweren die Zusammenarbeit.
- Rechtliche Rahmenbedingungen: BGI ist oft genehmigungspflichtig und muss wasser-, bau- und naturschutzrechtliche Anforderungen erfüllen.
- Platzbedarf & Flächenkonkurrenz: Besonders im urbanen Raum ist die Integration in bestehende Strukturen anspruchsvoll.
- Wartung & Betrieb: Wer ist zuständig? Wer trägt die Kosten? Diese Fragen sind oft ungeklärt.
- Skalierung & Governance: Es fehlt an übergeordneten Planungsinstrumenten, die BGI systematisch in Stadt- und Raumplanung integrieren.
Gute Beispiele aus der PraxisDas Seminar präsentierte eine Vielzahl inspirierender Projekte:
- cool-INN (Innsbruck): Entsiegelung, Schwammstadtbäume, offene Wasserflächen und wissenschaftliches Monitoring zeigen eindrucksvoll, wie BGI zur Hitzeminderung beiträgt.
- COOLYMP (Luggerplatz): Platzgestaltung mit Bürger:innenbeteiligung, Wasserspiele und Regenwassernutzung zur Bewässerung.
- Amstetten – Klimafittes Wohnzimmer: Der Hauptplatz wurde als multifunktionaler Raum mit Bäumen, Wasserelementen und Aufenthaltsqualität neu gestaltet – gefördert als Abwasserbeseitigungsanlage.
- Oberwart – Renaturierung Wehoferbach: Kombination aus Hochwasserschutz, ökologischer Aufwertung und Stadtentwicklung.
- Regenwassermanagement mit Bauwerksbegrünung: Projekte wie „Essbar Karmaschgasse“ zeigen, wie Dach- und Fassadenbegrünung mit Regenwassernutzung kombiniert werden können.
Fazit und Ausblick
Blau-grüne Infrastruktur ist kein „Luxus“, sondern eine Notwendigkeit für klimaresiliente, lebenswerte Städte. Sie bietet ökologische, soziale und ökonomische Mehrwerte – vorausgesetzt, sie wird strategisch geplant, interdisziplinär umgesetzt und langfristig betrieben.
Der ÖWAV-Arbeitsausschuss „Blau-grüne Infrastruktur“ arbeitet derzeit an einem Positionspapier zu dem Thema. Ziel ist des Ausschusses ist es, BGI als gleichwertige Infrastruktur neben Energie, Verkehr und Wasser zu etablieren.
Kontakt für Mitwirkung und weitere Informationen:
Fruzsi Földes – foeldes@oewav.at