26.11.25

Seminar "Mikroplastik"

Am 19. November 2025 fand in Wien das ÖWAV-Seminar „Mikroplastik – eine aktuelle Herausforderung?“ statt. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem bündnis mikroplastikfrei organisiert und brachte Expert:innen aus Wasser-, Abwasser- und Abfallwirtschaft, Behörden, Industrie, Analytik sowie Land- und Forstwirtschaft zusammen. 

Das Seminar widmete sich der Bedeutung und Problematik von Mikroplastik in der Umwelt und für die Gesundheit, den Themen Risikoabschätzung und Regulierung, sowie möglichen Wegen zur Reduktion von Mikroplastik. 

In seiner Keynote verdeutlichte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter die Rolle von Mikroplastik als Transportmedium für Chemikalien und die Problematik zahlreicher Kunststoff-Additive. Vor dem Hintergrund einer weltweit auf über 8,3 Milliarden Tonnen angewachsenen Plastikproduktion wird die Dimension des Problems deutlich: Mikro- und Nanoplastik entstehen sowohl durch industrielle Herstellung als auch durch den Zerfall größerer Kunststoffteile und sind extrem langlebig. Über Abrieb, Abwasser und Luft gelangen sie in Böden, Gewässer und schließlich in die Nahrungskette. Dort reichern sie sich in Organismen an und können gesundheitliche Schäden wie Entzündungen, hormonelle Störungen und oxidativen Stress verursachen. Angesichts dieser Entwicklung ist ein grundlegendes Umdenken erforderlich, um langfristige ökologische und gesundheitliche Risiken zu vermeiden. 

Mikroplastik steht seit einigen Jahren im Zentrum wissenschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Diskussionen. Trotz intensiver Forschung bestehen weiterhin Wissenslücken zu den konkreten Auswirkungen. Für die Wasser- und Abfallwirtschaft bedeutet dies eine komplexe Herausforderung, die eine verantwortungsvolle und detaillierte Betrachtung erfordert.  

Das Seminar bot einen umfassenden Überblick über Emissionsquellen und Stoffströme: Plastik gelangt über Produkte, Textilien, Verpackungen, Reifenabrieb und betriebliche Quellen in Luft, Wasser und Böden. Wichtige Eintragspfade sind Klärschlamm und atmosphärische Deposition. 

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den Herausforderungen in der Analytik, der Harmonisierung von Methoden und der Qualitätssicherung von Studien. Zudem wurden aktuelle regulatorische Entwicklungen und der Aktionsplan Mikroplastik 2022–2025 vorgestellt. Dieser verfolgt das Ziel, Mikroplastikfreisetzungen entlang des gesamten Kunststofflebenszyklus zu reduzieren. Maßnahmen umfassen die Verbesserung der Datenlage, die Weiterentwicklung und Umsetzung von Regulierung sowie Information und Bewusstseinsbildung. Auch freiwillige Initiativen und Beiträge zur globalen Nachhaltigkeit sind Teil des Plans. 

Expert:innen beleuchteten die Umweltexposition in Wasser, Boden und Luft sowie die Auswirkungen auf die Landwirtschaft: Reifenabrieb und Klärschlamm tragen zur Belastung bei, erste Studien zeigen die Aufnahme von Additiven in Nutzpflanzen. Auch gesundheitliche Aspekte wurden diskutiert – von möglichen Zusammenhängen mit Krebserkrankungen bis hin zu offenen Fragen zur Exposition. Mikroplastik beeinflusst Organismen und Ökosystemfunktionen oft unterschwellig, aber chronisch relevant. Die Exposition betrifft Umwelt und Mensch direkt und indirekt, was einen „One Health“-Ansatz erfordert. 

Eine Risikobewertung ist schwierig, weshalb harmonisierte Analysemethoden essenziell sind. Weiters fungiert Mikroplastik als Träger für Bakterien, Viren und Chemikalien – kleinere Partikel sind besonders bioverfügbar. 

Neben technischen und regulatorischen Fragen wurden auch sozialpolitische Aspekte diskutiert: Das Thema ist in der Öffentlichkeit präsent und die Risikowahrnehmung hoch – nun gilt es, wirksame Maßnahmen klar und nachvollziehbar zu vermitteln. 



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